Hausfreunde

Ein Märchen für Kinder und Erwachsene

für alle zum Mitschreiben

 

Zeichnungen von Kindern des Landesschulzentrums für Hör- und Sehbildung - Michael Reitter Schule

 

http://lszhs-linz.ac.at

 

Foto Raumschiff

mit freundlicher Genehmigung von

Mag.Hermann Fuchs

http://www.sehfelder.at

 

  

Eine andere Welt.

 

Ich setze den zweiten Schritt vor und den nächsten. „Wohin“ frage ich mich. Vor mir öffnet sich wie aus dem Nichts ein Tor aus dem Boden. Die größte der Schnecken macht eine einladende Geste. Wir betreten eine andere Welt. Patschi passt wie immer nicht auf wo er hintritt und schon ist es geschehen. Er kugelt die Stufen hinunter.

 

Rosti hingegen ist begeistert. Nichts als graue Wände, graue Stufen, nur Staub. Er stürmt vor und trällert wieder einmal seinen Staubsong: Ein bisschen stauben, ein bisschen stauben, trallallal….

 

Was habe ich mir erwartet? stelle ich mir selbst eine Frage. Eine Wunderwelt vielleicht? Ein schöner Gedanke.“ Wieder höre ich diesen scharfen Ruf „Jetzt“. Licht flammt auf, eine Glitzerwelt in allen Farben strahlend tut sich vor uns auf und lässt uns alles Grau vergessen. Verdutzt sieht sich Rosti um. Flugs magnetisiert er seine Staub- und Rostpartikel damit diese nicht auch noch verschwinden. Aber so leicht gelingt ihm dies nicht. „,… ich glaube---, ich meine--- ja genau, jetzt muss ich ---sind schon wieder 100 Jahre vergangen?---- Jetzt muss ich unbedingt und irgendwo meine Staubpartikel kräftig auffüllen, magnetisieren. Oh je, oh je.. denkt Rosti.

 

Langsam schweben auch die anderen Geisterchen den Gang hinunter.. Ich setze Schritt vor Schritt.  Rosti kauert in einer Ecke. Ich frage  mich: „Warum schmollt er schon wieder?“ „Nein! Ruft er, ich muss…“

 

Eine der größeren Schnellschuhschnecken deutet auf Rosti, dann auf eine Wand und sagt: „Dort, geh durch diese Tür, dort findest du alles, was du brauchst. Du kannst dich in dem Magnetstaub kugeln so lange du willst. „Kann sie Gedanken lesen?“ fragt sich Rosti. Ihm bleibt keine Zeit darüber nachzudenken. Eine Tür öffnet sich. Mühsam erhebt er sich und schwebt hinüber. Sollte er wirklich,  dort hinein schweben? Vorsichtig lugt er um die Ecke. Staub, herrlich, reiner Magnetstaub. Mit einem Satz springt er hinein, lacht und singt: Ein bisschen stauben, ein bisschen stauben, trallalal….

 

Dass sich hinter ihm die Tür leise schließt merkt er nicht.

 

In der  Höhle angelangt versuche ich mich zu orientieren. „Alle da?“ frage ich in die Runde. Patschi kauert immer noch benommen in seiner Ecke. „Kugeln ist lustig, kugeln ist lustig“, versucht er mich zu beruhigen. Na gut, scheinbar sind wir alle: Patschi, Maria Grießgram, Ghost,  Flexi und …. „Wo ist Rosti?“ rufe ich.

 

Licht flammt auf. Goldene Stufen, Wände getaucht in leuchtendes Grün, die Decke mit vielen bunten Kristallsternen besetzt.  In jeder Ecke glitzert und glänzt es. Eine Schnecke kriecht vor uns her.  „Berührt sie die Wände mit ihren Fühlern oder nicht?“ Ich will sie genau beobachten, doch eine andere Schnecke versucht mich immer wieder abzulenken. „Ah“ jetzt habe ich es doch gesehen. Kaum streicht die Schnecke mit einem ihrer Fühler über eine Wand, verwandelt sich alles in eine bunte Glitzerwelt.  „Ja,du hast schon richtig gesehen“, bemerkt die vor mir Kriechende. Wir haben aber leider noch kein Mittel gefunden, um dieses Bunt stabilisieren zu können.

 

Es ist Schmetterlingsstaub. Die zarten Flügel der Schmetterlinge sind magnetisiert.  Sie leuchten nachts, damit sie den Weg nicht verfehlen. Den Magnetstaub schöpfen sie aus unseren Höhlen, tief unten. Dann flattern sie diese Gänge entlang, streifen mit ihren Flügeln über die Wände und  lassen viele Staubpartikel hier fallen. Das ist unser Bunt. Auf ihrem Weg in die weite Welt besuchen sie viele Kinder, hauchen ihnen in ihre Träume kunterbunten Feenstaub und kehren nach getaner Arbeit wieder zu uns zurück.

 

Kommt weiter. Habt keine Angst. Wir wollen soeben durch ein Tor schlüpfen, als ich ein dumpfes Grollen höre. „Das sind nurdie Riesenschnecken aus der Nachbargalaxie. Sie suchen ständig nach dem Eingang in unser Reich. Bis jetzt vergebens. Ich denke an unser Raumschiff . „Keine Sorge“, antwortet eine Schnellschuhschnecke meinen Gedanken. Ich nehme zur Kenntnis: „Die Schnellschuhschnecken können Gedanken lesen.“

 

Wir gehen durch das Tor. Vor uns steht ein großer Tisch beladen mit vielen köstlichen Dingen: Weintrauben, Ananas, Kirschen, winzigen bunten Eiern. Es duftet nach Brot. „Wie lange habe ich schon nicht mehr gegessen`?“ frage ich mich. „Setzt euch und esst“ fordert uns eine Schnecke auf. Sie trägt eine Küchenhaube. „Mmmh, gut“, denke ich mir. Die rund um uns sitzenden Schnecken schmatzen, kichern und unterhalten sich, so als ob wir immer schon hier gewesen wären. Ihre brabbelnde Sprache kann ich leider nicht verstehen. Nur Ghoth nimmt an der Unterhaltung teil. Scheinbar hat er keine Mühe, sie  zu verstehen. Maria Grießgram beäugt ihn misstrauisch.

 

Fragend blicken mich die Schnecken manchmal an, dann auch meine Geisterfreunde. „Warum essen Sie nichts?“ fragt mich die Küchenchefin.

 

„Ja, das ist eine lange Geschichte“ antworte ich.

 

Ich sitze, schaue, will zu erzählen beginnen, werde etwas müde und schon während der ersten Worte schlafe ich ein.

 

Am nächsten Morgen erwache ich in meinem Bett. In meiner Hand halte ich ein kleines Raumschiff.

 

„Guten Morgen!“ rufen meine Geisterfreunde vergnügt. „Was machen wir heute?“

 

„Das Raumschiff kannst du ja einstweilen auf das Küchenbord stellen. Dort sehen wir es alle, wenn wir wieder einmal einen Ausflug machen wollen“, spricht Ghoth, stellt sich in seine Ecke und grinst. „Sind alle zurück?“ frage ich und sehe mich um.

„Wo ist Rosti?“